„Ein Mops kam in die Küche“ Jugendwanderfahrt 2001 auf dem Neckar
Die diesjährige Wanderfahrt der Jugend fand auf dem Neckar statt, und war im Vergleich zum letzten Jahr ausnehmend gut besucht: An einem sonnigen Montagmorgen, um genau zu sein am 30. Juli, versammelten sich Benedikt und Miriam Winzen, Moritz und Yannick Linke, Marbod und Malte Kohns, Tim Hindes und Axel Küppers, sowie unsere Führerscheininhaber Ulrich Helker und Sven Mazur, die ehrenwerte Fahrtenleitung, d.h. Sandra Buschhaus und Janine Horster und nicht zu vergessen Rolf Horster, der uns bei Hin- und Rückfahrt helfen sollte, vor unserem Ruderclub und zwei Bussen, um in Richtung Neckar aufzubrechen. Den zweiten Bus hatte uns die Uerdinger DLRG freundlicherweise ausgeliehen. Die Boote übernachteten an diesem Abend in Lauffen, während wir wenige Kilometer weiter beim Ruderclub in Heilbronn Unterkunft fanden. Verständlicherweise musste nach der langen Fahrt durch sommerliche Hitze und der Vorbereitung des Nachtlagers erst einmal Kraft getankt werden, und wenn man so schwer gearbeitet hat, dann ist Kochen natürlich ganz unmöglich, so dass uns eine Filiale einer bekannten amerikanischen Fast-Food-Kette retten musste. Da die Biergartenkultur in Süddeutschland ja viel ausgeprägter ist als hierzulande, und da vor allem Jugendreisen ja kulturell weiterbilden sollen, nahmen wir an diesem Abend natürlich auch noch einen Biergarten mit, in dem es echtes Weizenbier – und natürlich alkoholfreie Getränke – gab. Es wurde denn auch etwas später, und so waren wir leider noch nicht wieder erwacht, als am nächsten Morgen um kurz vor sieben ein rüstiger Rentner seinen Frühsport wenige Zentimeter von uns Schläfern begann, mit Ergofahren natürlich!
Wer schon einmal am wahrscheinlich heißesten Tag des Jahres gerudert ist, der weiß ja, wie man sich fühlt, wenn man stundenlang in der prallen Sonne saß. So zeigte sich das Wanderfahrtenwetter am Dienstag, auf der ersten Etappe von Lauffen nach Bad Wimpfen direkt von seiner besten Seite. Zehn gut gegrillte arme Würstchen gingen am Abend an Land, nahmen die Zelte in Beschlag und kurz Kontakt zu einer anderen Wanderfahrtengruppe aus Celle auf, bevor nach einem üppigen Abendessen der historische Ortskern einer genaueren Betrachtung unterzogen wurde. Vor allem den Ruderinnen aus Uerdingen gefiel die Celler Gruppe recht gut, so dass die Fahrtenleitungen sich zum Gipfeltreffen absonderten, während die anderen noch bis spät in die Nacht zusammensaßen.
Mittwoch war der Tag, an dem das Rudern den meisten wohl am leichtesten fiel. Das Wetter wurde etwas weniger unbarmherzig, und Benny begann damit, etwas für die Moral zu tun, indem er das Singen motivierender Lieder einführte, m den nächsten Tagen wurde ‚Ein Mops kam in die Küche“, das zumindest den KEV Fans bekannt sein sollte, zum Wanderfahrtenlied. Aus Tierschutzerwägungen musste der Text allerdings so abgewandelt werden, dass die Möpse den Sieg davontrugen. „Möpse an die Macht!“ (Zitat Sandra) Das mit den Tieren sollte am Abend in Neckarelz dann aber noch zum Problem werden. Eher unerwünscht waren die Wespen, die sich ungestört um ihr Nest in der Herrentoilette tummelten. Die Hausmeister schien das allerdings nicht zu stören…
Am Donnerstag dann wurde es was das Wetter anging dann endlich richtig angenehm, was vielleicht auch daran lag, dass wir schon früh morgens aufbrechen mussten, um rechtzeitig zur Führung durch die Bootswerft Empacher in Eberbach einzutreffen. Die weltweit führende Ruderbootwerft war sicher ein Höhepunkt der Wanderfahrt, wir konnten in verschiedenen Hallen mit ansehen, wie aus einem Haufen Holz- und Kunststoffmatten in Handarbeit echte Ruderboote werden. Danach richteten wir uns auf einem Campingplatz in Neckargemünd ein, und grillten für die ganze Mannschaft, was zu einer Attraktion für die benachbarten Camper avancierte. Die Nacht versprach stürmisch zu werden, deshalb spannten Axel und Malte ihr Zelt besonders sorgfältig, damit der Regen auch ja draußen bliebe. Die anderen schien das erwartete Schlechtwetter weit weniger zu interessieren. Über Nacht kam der angekündigte Wolkenbruch dann auch, und am nächsten Morgen war das kunstvoll errichtete Zelt das einzige, in das es hineingeregnet hatte…
Der Regen hielt sich hartnäckig, so dass die Moral am Freitag am Boden lag. Wir rafften uns dennoch auf, die Boote zügig von Eberbach nach Neckargemünd zu überfuhren, wurden aber von einem Gewitter überrascht – dennoch, wir mussten die Fahrt nur kurz unterbrechen, um sie dann im Rekordtempo durch den Regen fortzusetzen. Im Eiltempo passierten wir das Vierburgeneck, und hatten nur wenig Zeit, um andächtig innezuhalten. Die präzisen Entfernungsangaben der Fahrtenleitung erwiesen sich als recht hilfreich, da man natürlich bereit ist, sehr viel mehr Einsatz zu zeigen, wenn einem immer wieder versprochen wird, dass man in 800 Metern den Campingplatz erreicht hat. Na ja, irgendwann waren es wirklich nur noch 800 Meter. An diesem Abend fuhren einige aus der Gruppe noch nach Heidelberg, um dort zu erleben, was echter Service in einem Restaurant ist. Die Überraschung war groß, als zweimal Pizza Tonno zu zweimal Pizza Tutto geworden war. Auf seinen Irrtum aufmerksam gemacht reagierte der Kellner missmutig und streute noch ein wenig Thunfisch AUF die restlichen Beläge. Der Höhepunkt war aber dann erst erreicht, als die zurückgeschickte Pizza kurz darauf wiederkam – nur noch mit Thunfisch belegt und mit schwarzem Rand. Die restlichen Beläge waren sorgfältig abgekratzt worden. Malte geriet daraufhin noch in Disput mit dem Kellner, in dem der arme Mann erklärte, man könne von ihm keine Höflichkeit mehr erwarten, nach so vielen Jahren in diesem Beruf hätte er nichts mehr zu lachen. Fazit: Den ‚Rosengarten“ unbedingt meiden! Wir wurden an diesem Abend allerdings noch durch den Ausblick vom Schloss bei Nacht und einen Live-Feuerwehreinsatz bei McDonald’s entschädigt.
Am Samstag schließlich stand die letzte Etappe bis Mannheim auf dem Plan. Leider wurde das Rudergebiet ab Heidelberg zunehmend, ahm, unattraktiv, aber ansonsten wurden wir nicht durch äußeres Einwirken am Fortkommen gehindert. Der Abschluss der Wanderfahrt wurde in Mannheim noch einmal ausgiebig gefeiert. Ein Andenken fand sich auch noch, da am Ufer des Neckars ein herrenloses Schild, das vor „Eisschlag vom Fernmeldeturm“ warnte, aufgelesen werden konnte. Dieses ist nun in der Herrenumkleide zu besichtigen. Am nächsten Morgen, dem 5. August, schließlich trafen Herr und Frau Horster wieder auf uns, um uns zurück nach Uerdingen zu begleiten. Vielen Dank noch einmal an dieser Stelle! Mit der Gewissheit, eines an Erfahrung gewonnen zu haben, konnten alle wohlbehalten und zufrieden nach Hause zurückkehren. Auf dass wir den Mops im nächsten Jahr wiedersehen!
Text: Malte Kohns Aktualisiert: 15.10.2002